Beobachtung als Datenerhebungsmethode in der wissenschaftlichen Arbeit


Beobachtung, Daten, Recherche
Inhaltsverzeichnis
  1. Beobachtung als Datenerhebungsmethode in der wissenschaftlichen Arbeit
  2. Definition: Beobachtung als wissenschaftliche Forschungsmethode
  3. Mögliche Forschungsfragen
  4. Typen von Beobachtungsverfahren
  5. Die Rolle des Beobachters
  6. Die Situation, in der beobachtet wird
  7. Die Datenerhebungsmethode
  8. Datenerhebung
  9. Beobachtung verschriftlichen
  10. Vor- und Nachteile der Beobachtung
Beobachtung, das ist ein Begriff, den man rein sprachlich auf Anhieb versteht. Abgesehen von der Alltagsbedeutung ist die Beobachtung jedoch auch eine der Methoden der wissenschaftlichen Erhebung von Daten. Dabei wird vorgegangen, wie es die Bezeichnung vermuten lässt: Du beobachtest Abläufe oder Personen und Personengruppen und zeichnest die beobachteten Prozesse auf. Dazu kannst du dich unterschiedlicher Annäherungen bedienen. 


Definition: Beobachtung als wissenschaftliche Forschungsmethode

Wenn es darum geht, Vorgänge, Verhalten oder Phänomene zu untersuchen, wird gern die Methode der wissenschaftlichen Beobachtung gewählt. Vor allem in der Anthropologie und den Sozialwissenschaften ist sie als Methode der Datenerhebung häufig gebraucht. Der Ablauf einer Beobachtung, aber auch die Beobachtungsformen sind genau definiert, um sicherzugehen, dass das Verfahren verlässliche Ergebnisse liefert. Unterschieden wird nach 
  • quantitativer oder qualitativer Beobachtung
  • Position des Beobachters 
  • beobachteter Situation
  • Methode der Datenerhebung


Mögliche Forschungsfragen

Eine Beobachtung in der Wissenschaft liefert Daten, anhand derer später die Forschungsfrage beantwortet werden soll oder kann. Doch schon die Formulierung der Forschungsfrage unterliegt hohen Anforderungen. Dazu gehören folgende Kriterien:
  • Die Forschungsfrage muss klar und als W-Frage formuliert werden.
  • Eine lediglich verneinende oder bejahende Antwort ist auszuschließen.
  • Die Frage soll keine Vorannahmen oder Wertungen enthalten, sondern neutral formuliert sein.
Ein Beispiel einer korrekten gegenüber einer nicht wissenschaftlich korrekten Forschungsfrage wäre:
✅ Welche Vorlieben zeigen sich bei Kindern in der Tagesstätte hinsichtlich der Auswahl des Spielzeugs?
❌ Warum greifen Mädchen schon in der Kita häufiger zu Puppen?


Typen von Beobachtungsverfahren

Aus der beabsichtigten Forschung und der Formulierung der Forschungsfrage lässt sich meist schon eine Entscheidung hinsichtlich der Form der Datenerhebung treffen. Du wählst ein Vorgehen, mit dessen Ergebnissen du deine Hypothesen auf der Grundlage korrekter Daten schlüssig zu belegen hoffst. Dabei unterscheiden sich die Verfahren in den folgenden Bereichen:


Die Rolle des Beobachters

Selbstbeobachtung und Fremdbeobachtung: Du kannst dein eigenes Verhalten oder das anderer beobachten
Teilnehmende und nicht teilnehmende Beobachtung: Du bist Teil der beobachteten Gruppe und interagierst mit anderen Menschen – oder du beobachtest als Außenstehender, möglicherweise unerkannt.


Die Situation, in der beobachtet wird

Offene und verdeckte Beobachtung: Ist den beobachteten Personen deine Anwesenheit bekannt – oder nicht?
Beobachtung im Feld oder im Labor: Kannst du deine Beobachtung akademisch unter Laborbedingungen durchführen, oder im Umkreis einer Feldstudie?


Die Datenerhebungsmethode

Systematische und unsystematische Beobachtung: Ist die Datenerhebung minutiös geplant und strukturiert, oder arbeitest du nur anhand weniger Richtlinien?
Direkte und indirekte Beobachtung: Beobachtest du Abläufe oder Verhalten direkt, oder beschäftigst du dich mit den Auswirkungen von Prozessen?
Vermittelte und unvermittelte Beobachtung: Nutzt du Audio- oder Videoaufzeichnungen, oder beobachtest du in Echtzeit?


Datenerhebung

Bei der Beobachtung als wissenschaftlicher Methode geht es – unabhängig davon, welche Vorgehensweise du wählst – immer darum, Daten zu sammeln. Daher ist es hilfreich, sich schon zu Beginn der Arbeit darüber klar zu werden, welche Daten benötigt sind. Eine qualitative Beobachtung kommt mit repräsentativen Stichproben aus, während eine quantitative Beobachtung mit erheblichem Aufwand bei der Datensammlung und -auswertung verbunden sein kann. Diese Faktoren solltest du bei der Entscheidung schon ab der Formulierung der Forschungsfrage berücksichtigen. Eine Bachelor- oder Masterarbeit rechtfertigt im Vergleich weniger Aufwand als die Vorarbeiten zu einer Doktorarbeit, der Umfang der Datenerhebung sollte darauf zugeschnitten werden.


Beobachtung verschriftlichen

Die Daten, die du in einer Beobachtungssituation sammelst, müssen von Anfang an schriftlich niedergelegt werden. Dazu dient das Beobachtungsprotokoll. Wie umfangreich das Protokoll gehalten ist, hängt auch vom Umfang der geplanten Arbeit ab. Du kannst dir ein Muster für das Protokoll in einem Textverarbeitungsprogramm wie Word erstellen und zusätzliche Formate, etwa Video- und Audiodateien, anhängen. Liegt der Schwerpunkt auf der Sammlung von Mediendateien, ist eine Transkription der Gespräche oder eine Beschreibung der Situation wesentlicher Bestandteil des schriftlichen Protokolls. Je akribischer und neutraler du arbeitest, umso aufschlussreicher sind die gewonnenen Daten.


Vor- und Nachteile der Beobachtung 

Die Form der Beobachtung zur Untersuchung von Prozessen und zur Erfassung von Daten wird gern in sozialen Studiengängen genutzt, etwa durch die Befragung. Das Ziel, nämlich die möglichst objektive Wahrnehmung, lässt sich in der Praxis jedoch nicht immer erreichen. Das Problem der Beobachtung ist die mehr oder weniger direkte Beeinflussung durch den Beobachtenden, die schon mit der Formulierung der Forschungsfrage beginnen kann.

Eine strikte Disziplin, die Wahrung der erforderlichen Bedingungen und der Einsatz akribischer Protokolle, die der Art der Beobachtung angemessen sind, helfen bei einem möglichst hohen Erkenntnisgewinn. Allerdings musst du im Zuge einer Beobachtung Forschungsethik und potenzielle Verfälschung der Resultate bisweilen gegeneinander abwägen – denn du kannst eine Person nicht ohne deren Wissen und Einverständnis beobachten, musst dazu aber in Kauf nehmen, dass sich das Verhalten dadurch ändert, wenn auch nur minimal. Bei sorgfältigem Vorgehen ist die Beobachtung dennoch eine anerkannte Forschungsmethode, die zu wiederholbaren und seriösen Ergebnissen führt.