Grounded Theory kurz vorgestellt


Grounded Theory kurz vorgestellt
Inhaltsverzeichnis
  1. Grounded Theory kurz vorgestellt
  2. Eigenschaften der Grounded-Theory-Methodologie
  3. Theoretisches Sampling als gezielte Methode
  4. Codes, Kategorien und Memos kurz erklärt
  5. Theoretische Sättigung bestimmen
  6. Grounded Theory mit einem Beispiel einfach erklärt
  7. Zu Grunde liegende Kodierverfahren
  8. Offenes Kodieren als erster Schritt
  9. Axiales Kodieren als Folgeschritt
  10. Selektives Kodieren als letzter Schritt
  11. Fazit zur Anwendung der Grounded Theory
Die Grounded Theory gehört zur Sozialwissenschaft und untersucht vorwiegend qualitative Daten, die sie aus einer Ansammlung von beispielsweise Interviewtranskripten der Beobachtungsprotokollen bestehen. Sie ist keine isolierte Methode, sondern bezieht gleichzeitig mehrere Methoden ein. Aus diesem Grund wird sie oftmals als Methodologie der qualitativen Sozialforschung betitelt. Die Grounded Theory hat zum Ziel, pragmatische Handlungstheorien mit bestimmten Verfahrensvorgaben zu kombinieren. Die Praxisnähe soll intensiver hergestellt werden. Daraus sollen schließlich soziale Phänomen sichtbar gemacht werden. 
 


Eigenschaften der Grounded-Theory-Methodologie


Nachstehend folgen die einzelnen Aspekte beziehungsweise Verfahren, die hinter der Grouned Theory stecken. Sie bestehen aus dem theoretischen Sampling, den Codes, Kategorien und Memos sowie der theoretischen Sättigung. Diese einzelnen Aspekte der Forschung werden nachstehend aufgeführt.


Theoretisches Sampling als gezielte Methode


Der Begriff theoretisches Sampling geht auf Glaser und Strauss zurück. Dabei spielt innerhalb der Sozialforschung der Fokus beziehungsweise die Auswahl der Stichproben, Datenquellen oder eines Falles eine wichtige Rolle.


Codes, Kategorien und Memos kurz erklärt


Die Codes, Kategorienbildung und der Umgang mit den Memos sind wichtige Techniken, die zum Umgang innerhalb der Grounded Theory dazugehören. Sie werden nachstehend kurz erläutert.

        1.    Codes (Kodes):
Codes sind bezogen auf die Grounded Theory substantielle und theoretische Codes. Sie werden für die immer wiederkehrende Worte in den Daten angesetzt. 

        2.    Kategorien:
Die Daten beziehungsweise die Codes können sich ähneln und somit in denselben Kategorien zusammengefasst oder neue entwickelt werden. Diese sollen die Daten bündeln, die vermutlich bereits Zusammenhänge aufweisen.

        3.    Memos:
Der Forscher notiert während der Analyse seine Gedanken und Hypothesen, die er bezogen auf die Daten und der möglichen Zusammenhänge hat. Sie münden in sogenannte Memos. Durch das Memo und der Vorgehensweise werden die Reflektionen der folgenden Aspekte gefördert:

            •    Beziehungen
            •    Muster 
            •    Hypothesen
 

Theoretische Sättigung bestimmen


Das Ziel qualitative Datenerhebung bei der Grounded Theory ist die Generierung einer neuen und abgewandelten Theorie. Bei diesem Vorgehen werden die Datenerhebung und die Theorie solange modifiziert, angepasst und verändert, bis der Forscher die dahinterstehende Theorie ausreichend stark bestätigen kann. Das wäre beispielsweise eine Erfüllung einer psychologischen Repräsentativität. Dieses Vorgehen, um die Theorie und Erhebungsform stets anzupassen, wird auch Sampling genannt. Muss nun die Theorie nicht weiter angepasst werden, ist die theoretische Sättigung erreicht. Erst danach sollten quantitative Erhebungen gemacht werden, um Größen wie beispielsweise die Effektstärke zu erheben.


Grounded Theory mit einem Beispiel einfach erklärt


Wie am besten bei dem Modell vorgegangen mit der Durchführung der Gounded Theory vorgegangen wird, zeigt ein Beispiel, wie es theoretisch möglich ist. Dazu ist es wichtig, theoretische Vorannahmen zu bilden, um das Thema einzugrenzen. Dann folgend die Datensammlung, das Kodieren und die Ergebnisdarstellung der Untersuchung.

        A.    Theoretische Vorannahme:
Beispielsweise könnte das Thema „Schmerzen beim Beinbruch“ sein. Hier ist es wichtig, selbst sich zu fragen, welche eigenen Vorannahmen vorhanden und welche in der Literatur zu finden sind. Diese werden alle notiert. Sie dienen schließlich als Basis für die Datensammlung und Auswertung.

        B.    Datensammlung:
Hier kann der Untersucher dann eine Gruppe von Probanden im Interview befragen, die einen Beinbruch haben oder hatten. Dabei sind stets die weiterführenden Fragen wichtig, die ständig ein Begleiter sein sollten:

            •    Was kann noch erhoben werden?
            •    Welcher zusätzliche Vergleich ist noch hilfreich?

Das wichtigste dabei ist, dass genug Daten im Prozess gesammelt werden. Das wird der oben genannten theoretischen Sättigung gerecht. Ein mögliches Beispiel wäre dazu, dass du während der Befragung ständig unterschiedliche Antworten der Probanden erhältst. Die einen berichten über mehr und die anderen über weniger Schmerzen. Das führt die Forscher dazu, andere Personen zu befragen. Das könnte in dem Fall ein Arzt sein. Dieser sieht die Hintergründe des unterschiedlichen Schmerzempfindens in der Art des Bruchs. Bei einem Splitterbruch entstünden mehr Schmerzen. So hat der Forscher entdeckt, dass nicht nur die neue Erhebungsform geholfen hat, sondern auch die Theorie ergänzt wurde. Somit ist die theoretische Sättigung erreicht.

        C.    Kodieren:
Das Kodieren erfolgt mit kurzen Begriffen anhand der längeren Antworten der Probanden. Diese sind beispielsweise „starke Schmerzen, „Schwache Schmerzen“, „Skiunfall“, „Fenster putzen“ etc. Diese müssen dann in Kategorien zusammengefasst und mittels der einzelnen Kodierungsformen (offen, axiales, selektiv; siehe nachstehend) gefiltert werden.

        D.    Ergebnisdarstellung:
Am besten werden die Ergebnisse grafisch dargestellt, um die Zusammenhänge zu visualisieren. Das hilft, um sie dann in der Ausarbeitung genauer und zielführend zu schreiben.


Zu Grunde liegende Kodierverfahren


Der Grounded Theory liegen einige Kodierverfahren zu Grunde, um die Daten einteilen und zuordnen zu können. Beim Kodieren werden drei verschiedene Vorgehen angewendet: Offenes, Axiales Selektives Kodieren. Diese werden nachstehend erläutert.


Offenes Kodieren als erster Schritt


Zu Beginn der Untersuchung werden offene Kodes (Codes englisch) verwendet. Hierbei werden bestimmte Worte herangezogen, um folgende Analyse zu vollziehen:

    •    Unterschiede
    •    Gemeinsamkeiten
    •    Handlungsmuster

Aus diesen Ergebnissen können dann Kategorien gebildet werden.


Axiales Kodieren als Folgeschritt


Als nächster Schritt werden die Kategorien miteinander in Beziehung gesetzt. Dieses wird als Axiales Kodieren verstanden und entsprechend durchgeführt. Das bezieht die Erkenntnisse der auftretenden Phänomene ein, an die folgende Fragestellungen zu richten sind, die wiederum auf Anselm Strauss sowie Juliet Corbin (1996) zurückgehen:

    1.    Was sind die ursächlichen Bedingungen des einzelnen Phänomens oder mehrerer?
    2.    Was ist ihr Kontext?
    3.    Was sind ihre intervenierenden Bedingungen?
    4.    Was sind die dazugehörigen Handlungs- und interaktionalen Strategien?
    5.    Was sind die Konsequenzen daraus?


Selektives Kodieren als letzter Schritt


Das Selektive Kodieren wird oftmals nicht sehr unterschiedlich zum Axialen Kodieren gesehen. Es geht vielmehr darum, einen etwas höheren abstrakten Level der Analyse zu erreichen. Bei diesem Prozess werden die Achsenkategorien auf einem abstrakten Level erneut klassifiziert, bis die Kernkategorie daraus entsteht.

Fazit zur Anwendung der Grounded Theory


Die Anwendung der Grounded Theory ist wichtig in der Sozialforschung. Da soziale Verhaltensweisen stets in Bewegung sind, die Einflüsse auf die Gesellschaft haben, wird die Untersuchungsmethode ein wichtiger Wegbegleiter auch künftig bleiben. Denn alle bisher noch nicht untersuchten und neu auftretenden sozialen Phänomene können mit der Grounded Theory qualitativ ausgewertet und Lösungsansätze für die Praxis gefunden werden.